Untot by Joe Schreiber

Untot by Joe Schreiber

Autor:Joe Schreiber
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-01-24T22:43:01+00:00


03:27 Uhr

Sue steigt aus und sieht, wie der Polizist seinem Partner ein Zeichen gibt, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Einen Augenblick später ist der andere Polizist schon ausgestiegen, leuchtet mit seiner Taschenlampe ebenfalls das Innere des Expedition aus und betrachtet die Blutflecken auf den Sitzpolstern.

»Ma'am, was ist hier passiert?«

»Das Reh ... als ich es angefahren habe ...« Sue stockt und gibt auf. Sie bringt nicht einmal ansatzweise eine plausible Geschichte zustande. »Bitte, können Sie mich nicht einfach gehen lassen? Ich muss meine Tochter holen.«

Keiner der beiden antwortet ihr. Der erste Polizist geht um den Wagen herum, und Sue sieht, wie er sich das Innere genauer ansieht; dann öffnet er die Tür. Man hört ein Rascheln, als er eine Decke zur Seite zieht, gefolgt von einem entsetzten Schweigen.

»Ach du meine Fresse!«

Der zweite Polizist, der noch immer vor Sue steht, reagiert sofort auf den Tonfall seines Partners und wirft einen Blick über die Schulter. »Rich? Was ist los?«

»Leg ihr Handschellen an!«

Der zweite Polizist runzelt die Stirn. Er versucht, über den blutbefleckten Rücksitz hinwegzuschauen, ohne sich dabei allzu weit von Sue zu entfernen. »Was ist denn? Was ist da drin?«

»Leg ihr Handschellen an, sofort!«

Die Anspannung in seiner Stimme ist ansteckend, und einen Augenblick lang verspürt Sue den irrationalen, fast unwiderstehlichen Drang, einfach loszurennen, in den Expedition zu springen und davonzurasen. Natürlich ist das völlig idiotisch. Nur Schwachköpfe versuchen, vor einem Polizeiwagen zu flüchten, und Schwachköpfe, die auch noch Leichen auf der Ladefläche haben, schaffen das nie. Außerdem dreht der zweite Polizist Sue jetzt schon herum, drückt ihr die Unterarme zusammen und lässt kalten Stahl um ihre Handgelenke einrasten. Er führt sie zur Heckklappe des Expedition, und Sue schaut zu, wie er zu seinem Partner geht. Dann richten beide ihre Taschenlampen auf Marilyns Leiche, die dort auf dem Rücken liegt. Ihr Mund steht offen, und die augenlosen Höhlen sind an die Wagendecke gerichtet.

»Ach du Scheiße!«

»Jou.«

»Ach du Scheiße!«

Ohne ein weiteres Wort führt der zweite Polizist Sue zum Streifenwagen. Im Inneren ist es warm, und es riecht nach Kaffee. Sue erlaubt sich einen Blick auf die Uhr des Armaturenbretts. Sie fühlt, wie die Minuten verrinnen. Sie versucht, nicht daran zu denken, aber sie kann es einfach nicht. Wo ist die Zeit nur hin? Die Nacht, die ihr gerade eben noch endlos erschienen war, neigt sich jetzt mit erschreckender Geschwindigkeit ihrem Ende entgegen, und Veda kommt dem Tod immer näher.

Schließlich kommt ein zweiter Streifenwagen, zusammen mit einem Rettungsfahrzeug und einem Abschleppwagen. Eine Limousine ohne jede Aufschrift trifft als Letzte ein.

Ein älterer Mann mit Bart steigt aus. Er trägt einen Parka und hält einen Kaffee in der Hand. Er spricht mit den Polizisten, schaut auf die Ladefläche des Expedition und blickt dann zu Sue hinüber. Sie schaut zu, während er sich am Kopf kratzt und dann wieder in seinen Wagen steigt. Der Fahrer des Abschleppwagens befestigt die Winde am Expedition, und alle anderen steigen wieder in ihre jeweiligen Fahrzeuge. Das Ganze dauert etwas länger als zwanzig Minuten.

Die Limousine führt die Prozession an, die auf die Stadt zuhält, gefolgt vom Rettungsfahrzeug, dem anderen Streifenwagen und dem Laster vom Abschleppdienst.



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